Gesprächsführung im Dokfilm

Verhören wir unsere Protagonisten? Oder führen wir mit ihnen Small-Talk? Keines so wirklich und doch ein wenig von beidem. Bei der Gesprächsführung im Dokumentarfilm begeben wir uns als Filmemachende in eine besondere Position: Einerseits spiegelt  die Inszenierung  des Gesprächs Machtverhältnisse, anderseits ist es uns ein Anliegen, dass die Protagonist/innen  sich wohl und wahrgenommen fühlen und doch nicht allzu wohl.

Das Gespräch erfordert von uns Filmemachenden Führung wie Offenheit. Nur so haben Spontaneität und Authentizität Platz. W-Fragen zeigen Interesse, aktives Zuhören schafft Vertrauen, die Kamera auf Augenhöhe signalisiert ein Gespräch auf Augenhöhe. Allesamt Faktoren, die eine Atmosphäre entstehen lassen, in der eine Person sich öffnen und von ihrem Innersten zu erzählen vermag.

Der erfahrene Dokumentarfilmer Theo Stich , der mit seinem Film «Mitholz» den Innerschweizer Filmpreis 2023 gewann, hat diesen Kurs konzipiert. Am ersten Kurstag vermittelt er Ihnen die nötige Theorie, veranschaulicht anhand diverser Videobeispiele aus seinen eigenen Filmproduktionen. Im Anschluss daran entwickeln Sie als Teilnehmende ein eigenes, überschaubares Gesprächsprojekt, das Sie in den darauffolgenden Tagen umsetzen.

Die daraus entstandenen Videos werden im zweiten Teil des Kurses visioniert und analysiert; alle Teilnehmenden erhalten Rückmeldungen seitens des Dozenten und der anderen Teilnehmenden.

Anhand des Inputs wie auch des Feedbacks lernen Sie in diesem Kurs, welche Faktoren die Inhalte eines Gesprächs in welcher Weise beeinflussen und wie Sie ein adäquates Gesprächsklima während der Aufzeichnung schaffen – mit dem Ziel, von den Protagonist/innen Dinge zu erfahren, von denen Sie zuvor gar nichts wussten.