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Best of Diplomarbeiten 2022 – 2024

Die «Best-of»-Reihe der MAZ-Diplomarbeiten illustriert das grosse Spektrum von Journalistinnen und Journalisten, welche die Diplomausbildung Journalismus am MAZ besuchen: Vom klassischen Print- zum multimedialen Onlinejournalisten über die Radio- und Podcastexpertin bis hin zum Videojournalisten.

Best of Text

Maya Janik, freischaffend: «Auf der Suche nach den Spuren des Krieges»
Im Winter 2023 startet Reporterin Maya Janik eine Recherchereise in die Ukraine. Sie will herausfinden, was der Krieg mit den Menschen macht und wie ihr Alltag in Zeiten des Krieges aussieht. Ihr Interesse gilt dem Leben in den ukrainischen Städten, aber auch jenem in den nahegelegenen Ländern.
Über Berlin und Warschau reist sie nach Kyiw. Als sie dort ankommt, hat die Stadt gerade den heftigsten Angriff seit über einem Jahr gesehen.  Unter dem Eindruck des Luftalarms - ihre Notfalltasche mit Dokumenten, Wasser und einer warmen Jacke stets griffbereit - trifft die Reporterin eine Vielzahl von Menschen. Sie spricht mit Frauen, Männern und Kindern, mit Müttern und Vätern, Söhnen und Töchtern und bringt den Lesern und Leserinnen den Alltag von Menschen, die vom Krieg betroffen sind, so ganz nahe.  
 

Linda Leuenberger, CH Media: «Das Geschäft mit der Hoffnung»
Interview-Termin mit Jan Munderloh, einem jungen Mann mit sehr viel Geld. Dieses Geld hat Munderloh mit so genanntem Multi-Level-Marketing verdient. Dahinter steht ein Geschäftsmodell, das ältere Generationen vielleicht noch von Marken wie «Herbalife» oder «Tupperware» kennen. Nun werden so jedoch Abonnemente für Onlinekurse oder Reiserabatte verkauft. Ist eine Person erfolgreich, steigt sie in der Pyramide auf.
Durch Social Media hat das Geschäftsmodell neuen Schwung gekriegt – Zielpublikum sind junge Männer, die verführt werden und häufig viel Geld verdienen. Die Diplomarbeit von Linda Leuenberger zeigt die Mechanismen des Multi-Level-Marketings auf auf und berichtet über das Selbstverständnis der Strippenzieher.

Best of Video/TV

Michelle Amstutz, NZZ Ressort Video & TV: «Fremdi – Grindelwald zwischen Bergidylle und Massentourismus»
Es wird eng in Grindelwald. Einst ein kleines Bergdorf, ist der Ort im Berner Oberland zur Tourismushochburg herangewachsen. Durchschnittlich beherbergt Grindelwald heute täglich rund 4'000 Gäste – gleich viele, wie es Einheimische hat. Grindelwald ist längst mehr als «die liebliche, grüne Talmulde, umgeben von einer imposanten Bergkulisse», wie es Grindelwald Tourismus auf seiner Webseite beschreibt. Das neue Terminal am Eingang des Dorfes erinnert nicht bloss wegen seines Namens an einen Flughafen: stündlich befördert der Eiger Express 1'800 Touristen hoch zum Eigergletscher. Der Tourismus in Grindelwald ist auf Masse ausgelegt. Eine Masse, die den Einheimischen zu Leibe rückt.
Michelle Amstutz porträtiert in ihrem Film «Fremdi – Grindelwald zwischen Bergidylle und Massentourismus» fünf Grindelwaldnerinnen und Grindelwaldner und erzählt ihre individuellen Geschichten mit dem Tourismus. Der Film besticht durch die grosse Nähe zu den Protagonisten. Ohne Umschweife, ohne Schönrednerei lassen diese die Zuschauerinnen in ihr Leben. Unverblümt äussern sie ihre Ängste und Bedenken, ihre Bedürfnisse und Wünsche. Entstanden ist ein einfühlsamer Film, der den Dorfbewohnenden von Grindelwald eine Stimme gibt. Sowohl jenen, die sich wie Statisten in einem Freilichtmuseum fühlen, als auch jenen, die vom Fremdenverkehr leben. Und er zeigt den Zwiespalt zwischen der Abhängigkeit vom und dem Leiden unter dem Tourismus. Ohne zu dramatisieren, ohne Effekthascherei. Bodenständig, ehrlich, eindrücklich.

Best of Audio/Radio

Riley Dülberg, Radio 3fach: «What the Fell!? Warum sich Menschen in Fabeltiere verwandeln.»
Wer bin ich eigentlich? Wer will ich sein? Ein Filmstar? Eine begnadete Sängerin? Ein Tier? Wann bin ich ich?
Nori ist 20jährig und hat diese Fragen für sich beantwortet. Er ist ein Furry. Wenn immer möglich schlüpft er in sein selbst kreiertes, rot-schwarzes Kostüm eines Wolfdrachens, um eins zu werden mit sich selbst. Taucht er mit seinem Kostüm ein in die flauschige Welt der fantastischen Tierwelt, wird der Alltag für den transmaskulinen Nori erträglicher. Weil das biologische Geschlecht plötzlich keine Rolle mehr spielt.
Wie Nori beschreiben sich viele Furries als zurückhaltend und scheu. Dank ihrer Kostüme trauen sie sich plötzlich, auf Menschen zuzugehen. Und begegnen ihnen – dank der Verkleidung – auf einer anderen Ebene. Und plötzlich liegt sogar Liebe drin. Audio-Journalist*in Riley Dülberg nimmt uns in ihrer MAZ-Diplomarbeit in eine für viele von uns unbekannte und irritierende Welt mit. Dülberg geht nahe an den Hauptprotagonisten Nori heran und zeigt auf, wie sich dessen Identität dank des Kostüms verändert hat. Das Audio-Feature ist mit gebotener journalistischer Distanz umsichtig realisiert und sorgfältig produziert. Es hat viel Tiefgang, trifft den richtigen Ton und bietet ein Hörerlebnis.
 

Joan Meier, Weltwoche: «Windkraft wohin?»
Wo sollen im Kanton Zürich Windkraftwerke gebaut werden?
Diese Frage spaltet die Bevölkerung. Entsprechend hoch gehen die Wogen. Gegnerinnen und Befürworter schliessen sich in Vereinen zusammen und schenken sich argumentativ nichts. In zwei Dutzend Gemeinden sind bis anhin Einzelinitiativen gegen künftige Windkraftwerke eingereicht worden. Nur: Mit Vorstössen auf Gemeindeebene lässt sich kein kantonales Recht aushebeln. Was bei vielen Betroffenen Frustration und Wut auslöst. Was treibt das Pro- und Kontralager an. Und wie argumentieren Gemeinden? Wo liegt das Potential von Windturbinen? Wie störend ist der Lärm, den sie machen und wie gross sind die Einschnitte in die Landschaft?
Audio-Journalist Joan Meier zeigt in seinem aufwändig recherchierten Feature auf, wo die Trennlinien zwischen Gegnerinnen und Befürwortern verlaufen. Es gelingt ihm vorbildlich, das Thema anschaulich umzusetzen, ohne sich in technischen Details zu verlieren. Die beiden Hauptprotagonisten sind mit Bedacht ausgewählt, das Audiostück gefällt mit vielen Tönen, gutem Rhythmus und sorgfältiger Produktionsweise.

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