
Peter Schulz, Gründer des MAZ, verstorben
Wie fast alle Politiker, so mochte auch Kanzler Bismarck die Medien nicht. Deswegen pflegte er zu spötteln, Journalisten seien Leute, die ihren Beruf verfehlt hätten. Damit sagte er unterschwellig, dass Journalist gar kein Beruf sei, was sich in der mangelnden Qualifikation derjenigen ausdrücke, die ihn ergriffen hätten. Um 1980 ertönte diese Kritik wieder häufiger. Ursache dafür waren die Jugendunruhen, die von der Mehrzahl der Medien mit einem Wohlwollen für die bewegten Jugendlichen begleitet wurden. Dass Journalist kein geschützter Beruf mit klaren Ausbildungswegen war, führten vor allem bürgerliche Politiker auf den Mangel an Ausbildung zurück, was der Qualität des Journalismus abträglich sei.
Es war Peter Schulz, der damalige Ausbildungsleiter von Radio und Fernsehen DRS, der erkannte, dass der Journalismus hier eine offene Flanke zeigte. Damals gab es keine institutionalisierten Ausbildungsgänge für eine Tätigkeit in den Medien, mit Ausnahme der Journalistenschule von Ringier. Diese diente primär dazu, den Boulevard-Titeln des Hauses Nachwuchs zuzuführen, weil sich dieser auf dem freien Markt nicht finden liess. Peter Schulz beschloss, dies zu ändern.
Der 1929 in Basel Geborene wirkte nach einem Theologiestudium in Basel und Marburg zunächst als Pfarrer. Über sein Engagement als Sprecher des «Worts zum Sonntag» fand er den Weg in die Medienwelt, die dem vielseitig Interessierten mehr entsprach als die viel engere Welt des protestantischen Pfarrhauses. Ab 1969 war er vollamtlich für Radio DRS tätig, ab 1973 als Leiter der internen Ausbildung. Als er die Vision einer verlagsunabhängigen Ausbildungsstätte für Journalistinnen und Journalisten entwickelte, konzipierte er diese als Projekt der gesamten Branche: Sie sollte von den Verlegern und den Gewerkschaften getragen werden sowie vom grössten Abnehmer der Ausbildungsangebote, der SRG.
1984 war es so weit: Das Medienausbildungszentrum (MAZ) öffnete seine Pforten in einer Villa im idyllischen Kastanienbaum. Dem in Luzern heimisch gewordenen Schulz lag diese Region nahe. Und die etwas dezentrale Lage des Instituts am Vierwaldstättersee erinnerte an einen Campus, der wegen fehlender Ablenkung den Studieneifer und die Vertiefung fördern sollte. Das MAZ war von Anfang an ein Erfolg. Schulz leitete es bis 1996. Bereits in dieser Zeit festigte es seinen Ruf als unabhängige, dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Ausbildungsstätte. Seither hat sich die Medienbranche enorm gewandelt, Internet und Social Media haben die Branche umgepflügt und die Ausbildungsinhalte teilweise verändert. So musste sich das MAZ stets neuen Gegebenheiten anpassen. Dennoch erfüllt es auch heute die Erwartungen, die für seine Gründung wegweisend waren: Es vermittelt den Absolventinnen und Absolventen die handwerklichen und berufsethischen Grundlagen, die heute für die Ausübung dieses Berufs – und es ist, trotz Bismarck, ein Beruf – unabdingbar geworden sind.
Nach seinem Ausscheiden blieb Schulz seiner Institution stets verbunden. Noch im letzten Herbst wollten wir ihn zum 40-Jahr-Jubiläum einladen, doch konnte er aus gesundheitlichen Gründen an der Feier nicht teilnehmen. Vor wenigen Tagen nun hat sich im Alter von 95 Jahren sein Lebenskreis geschlossen. Wir trauern um unseren Gründer und sind ihm dankbar für sein Wirken. Wir werden ihn immer in bester Erinnerung behalten.
Felix E. Müller, Siftungrsatspräsident maz – die Schweizer Journalistenschule